Ohne Hoffnung ist der Glaube lieblos.
Glauben auf der Höhe der Zeit, aus der Tiefe des Sein gelingt nur im Kraftfeld des Geistes von Jesus mit seiner Liebe. Kirchen sind dafür lediglich Herbergen auf dem Wege. | Bildergalerie |
„Geistlicher Impuls“ zum 25. Juni 2021
für die Homepage und die Augustinus-Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde Schwäbisch Gmünd
„Franziskanische“ Revolution der Kirchen?
Auf dem Höhepunkt des „Franziskus-Weg“ in und um Ottenbach herumgibt es diese Installation einer „Offenen Kirche“.
Sie lädt dazu ein, sich „Kirche“ neu zu denken. Das kann man romantisch-harmlos tun:
Kirche könnte sich mehr der Natur öffnen,
Glaubensgefühle nicht nur liturgisch in den gemauerten Kirchengebäuden entwickeln.
Glaubensgefühle vielmehr auch
aus Naturerlebnissen beziehen.
Man könnte aber auch kritisch-revolutionär
„Kirche“ von Grund auf neu verstehen:
Was würde denn werden, wenn Kirchen
sich der Lebenswirklichkeit selbst öffnen?
Wird nicht in Kirchen ein Wissen überliefert,
wie Jesus einst die Frömmigkeit seiner Zeit
kritisch-revolutionär öffnen und neu formieren wollte?
Freilich haben es Institutionen
zu allen Zeiten und überall an sich,
auf ihren Machtstrukturen zu beharren.
So auch die Kirchen.
Wer da was ändern will,
darf das allenfalls privat diskret
nur für sich versuchen.
Öffentlich und grundsätzlich
lassen machtbewusste Institutionen
da nichts durchgehen.
Darum wurde Jesus gekreuzigt,
Revolutionäre stets verfolgt, als „Ketzer“ hingestellt.
Franz von Assisi hat mit seiner Eigenart
kirchlich nur weiterwirken können,
weil er sie als bescheidenen Sonderweg
nur persönlich aufgefasst hat.
Das kirchliche Machtgehabe hat er nicht ausdrücklich in Frage gestellt.
Die gegenwärtigen Krisen der Kirchen haben aber die Wucht, in Katastrophen zu führen.
Dem können sie nur entgehen, wenn sie selbst „franziskanisch“ werden.
Die Installation einer „Offenen Kirche“ auf dem Franziskus-Weg ist noch zu traditionell:
Der Stein in der Mitte und die elf Steine um ihn herum - Christus und die 11 Apostel?
Die Jesus-Bewegung - das waren von Anfang an Männer und Frauen,
Reformer und Revolutionäre, Einzelgänger und Familien, Schriftgelehrte und Charismatiker.
Sie waren „Gott mehr gehorsam als den Menschen“ (Apg 5,29).
Und wo der Glaubensgeist Jesu weiterhin wirkte, da wurden Verhältnisse geprüft:
Finden Verhaltensweisen zusammen, die wie Gott barmherzig liebevoll sind (Lk 6,36!)?
„Franziskanische“ Revolution der Kirchen?
Dazu müsste der katholische „Synodale Weg“ wirklich zu einem „Aufbruch“ führen.
Dazu müssten evangelische Bibelauslegungen sich von tödlicher Buchstaben-Gläubigkeit befreien.
Dazu müsste freikirchlicher Individualismus sich interreligiös weiten.
Geht das? Wird das gehen? Hoffen wir das Beste!
Pfarrer i.R. Dr. Friedrich Wallbrecht